Wenn ein Radio sein Leben als Requisite fristet, muss es manche Prozedur über sich ergehen lassen. Es ist nicht dazu da um mit Sprache oder Musik seine Zuhörer zu erfreuen. Nein, es muss nur so tun als ob es das könnte. Im Radio muss Licht brennen und das nicht zu knapp. Im vorliegendem Fall waren 3 Glühlampen mit je 15 Watt bei 230 Volt Betriebsspannung vorgesehen. In welche Notlage muss ein Requisiteur geraten sein, dass er 3 Röhrenfassungen brutal aus dem Chassis entfernte und die besagten 3 Glühlampenfassungen dafür montierte! Ich will darüber nicht richten, denn Requisiten sind schließlich keine Sammlerstücke, die als Kulturgüter aus vergangenen Zeiten mit Vorsicht und Respekt behandelt werden sollten.
Der Sinn der farblichen Lackierung einiger Chassisaufbauten blieb mir verschlossen.
Nun erst einmal zu den technischen Daten:
- Wechselstromgerät
- 7- Kreis AM-Super ; ZF 468 oder 472 kHz
- umschaltbare Bandbreite
- Wellenbereiche K M L
- Magisches Auge als Abstimmhilfe
- HF- Vorstufe abgestimmt und geregelt
- Hand- Abstimmung oder über 6 programmierbare Stationstasten
Der Kondensator zur Senderabstimmung ist kein üblicher Drehkondensator mit einer Drehbewegung von 180°, sondern es sind 6 konzentrische Plattenpakete (messingfarbene Zyinder), die mit einer Hubbewegung ineinander eintauchen. Wird mittels Stationstaste abgestimmt, kann mit einer Stellschraube an der entsprechenden Taste der Hubweg verändert und somit der gewünschte Sender eingestellt werden.
In den messingfarbenen Rosetten sind die Stellschrauben gut zu erkennen. Dem Radio wieder Töne zu entlocken war eine echte Herausforderung. An Stelle der Lampenfassungen wurden nun wieder Röhrenfassungen der E11er- Serie eingebaut. Mittels Schaltplan und Nachverfolgung der gekappten Anschlußdrähte gelang es irgendwann das Gerät wiederzubeleben.
Die Sendervorwahltasten müssen kräftig durchgedrückt werden damit die nachgelagerte Mechanik in die richtige Stellung kommt. Nicht nur der variable Kondensator für die Einstellung der Empfangsfrequenz wird betätigt, sondern ein Gestänge befördert den Skalenzeiger an die entsprechende Stelle der beleuchteten Frequenzskala mit Sendernamen.
Die Gehäuserückwand ist wiederum ein Nachbau. Als Vorlage dienten Fotos von Sammlern. Die Beschriftung wurde aufgeklebt und anschliesend mit Klarlack übersprüht. Die Lüftungsöffnungen sind aus Streckmetall gefertigt und von hinten aufgenietet. Die Öffnung für den Netzanschlussadapter fehlt noch. Auf dem Gerätechassis links vom Spannungswahlschalter sind auf einer Isolierstoffplatte Steckkontakte angebracht. Darauf wird der schon erwähnte Adapter gesteckt an dem die Geräteanschlussleitung endet.
Bemerkungen zum Schaltbild:
- Im Netzteil wird für die Gleichrichterröhre eine AZ1 angegeben. Im Gehäuseaufkleber ist eine AZ11 abgebildet. Beide Röhren können den Strombedarf des Schaltungskonzeptes decken. Nur der Sockel beider Röhren ist verschieden. Außenkontaktsockel 8- polig bzw. Stahlröhrensockel 8-polig.
- Für die ZF- Gleichrichtung und die Schwundregelung werden 2 getrennte Dioden verwendet (ABL1). In die Schwundregelung sind die HF- Vorstufe und eine ZF- Stufe einbezogen (EF13 und AF3).
- Das Lämpchen für die Skalenbeleuchtung ist falsch eingezeichnet. Es muß an die inneren Anzapfungen der Heizspannungswicklung des Netztrafos angeschlossen werden. Behält man die Darstellung bei, muß die Spannungsangabe 6,3V oder 7 V lauten.
- Wenn ein zweiter Lautsprecher angeschlossen wird, kann der Gehäuselautsprecher abgeschaltet werden. Die Sekundärwicklung des Ausgangsübertragers ist in jedem Schaltzustand belastet. Das schont die Lausprecherröhre und den Ausgangsübertrager.