Dieses formschöne Röhrenradio von Seibt, Baujahr 1932 ist das älteste Gerät innerhalb des Requisitenfundus Berlin- Adlershof. Der Zustand war sehr bedauernswert. Netzschnur abgeschnitten, Netzschalter kaputt, Netztrafo durchgeschmort und die Rückwand nur ein Stück Preßspan, die Röhren fehlten und der Friktionsantrieb des Drehkondensators war ohne Funktion. Der Holzrahmen zur Befestigung der Rückwand fehlte zur Hälfte. Die Originallackierung wies an vielen Stellen Risse auf, vor allem an der Frontseite.Die Verdrahtung war erfreulicherweise weitestgehend unversehrt.Bei der Restauration des Holzgehäuses ging ich wie folgt vor:
- Abbeizen der alten Lackierung mit Aceton und 30%igem Salmiakgeist.
- Herstellung und Verleimung eines Holzformteiles zur Rückwandbefestigung
- Neuverleimung der Befestigungsklötzchen für die Lautsprecherschallwand
- Nachbeizen des Gehäuses und Spritzlackierung mit Schelllack
- Die zuvor entfernte Stoffbespannung für den Lautsprecher wurde gewaschen, gespannt und eingeklebt
- Die unansehnlich gewordene Metalleinfassung für die Skala erhielt nach einer gründlichen Reinigung einen Überzug mit Kupferbronze
Am schwierigsten war die Lösung des Trafoproblems. Auf dem mitteldeutschen Radiotrödel in Garitz gelang es mir einen Netztrafo vom VE 301 aufzutreiben. Er hat die gleiche Kerngröße (M65) und die Wicklungen sind identisch mit dem Originaltrafo. Nur die Anschlüsse am Wickelkörper sind anders angeordnet. Das hat zur Folge, daß die Verdrahtung oberhalb des Chassis geführt werden mußte.Links unter dem u- förmigen Abschirmblech befindet sich ein abstimmbarer Sperrkreis zur Abschwächung des am stärksten einfallenden Senders.
Die fehlenden Röhren waren auch auf einem Radioflohmarkt beschaffbar. Die Gleichrichterröhre (Einweg) ist eine RGN564 von Telefunken. Die Audion- und die NF-Vorstufe bestückte ich mit je einer REN904 (Telefunken, Nachkriegsfertigung). Die NF- Endstufe konnte ich mit einer RES164 aus den 30iger Jahren bestücken, ebenfalls von Telefunken.
Ein Blick unter's Chassis zeigt die zeitgemäße Verdrahtungstechnik. Gut zu erkennen sind die Schwingkreis- Antennenankopplungs- und Rückkopplungsspulen für die Bereiche MW und LW. Auffallend ist ein Kondensator im Glasröhrchen. Der Saugstutzen läßt auf ein Vakuum schließen. Die Kapazitätsangabe ist noch in cm (Centimeter; Basis ist das Gaußsche Einheitensystem ; 1cm = 1,1pF). Diese Kondensatoren sind voll funktionsfähig und datenhaltig.
Für die fehlende Rückwand mußte die Phantasie herhalten. Ich konnte immerhin in Erfahrung bringen, dass das Original aus Blech ist. An der Chassisrückseite befinden sich 3 Gewindelöcher M3. Diese nutzte ich mit zur Befestigung. Zur Belüftung des Gehäuses machte ich in der Rückwand einen der Gehäuseform angepassten Ausschnitt und hinterlegte diesen mit einem Lochrasterblech. Beide Bleche wurden vernietet. Eine Lackierung mit Matt- Schwarz vollendete das Werk.