Dieses Radio im zeitgemäßen Design der 50er- Jahre wurde irgendwann im Adlershofer Requisitenfundus abgegeben. Eine Spende. Innen wie Außen erweckte das Gerät mein Mitleid zugleich aber auch Ehrgeiz dieses Kulturgut der Nachwelt zu erhalten. Am schlimmsten hatte die Skalenscheibe gelitten. Die auf der Rückseite aufgebrachte Farbschicht begann an mehreren Stellen abzusplittern. Nach dem Ausbau fertigte ich zunächst einen Scan.
Solange das Gerät trocken steht, richtet die Staubschicht keinen Schaden an. Am Stahlblechchassis dringen kleine Rostpusteln durch die graue Lackierung. Aber nach 63 Jahren ist das zu verschmerzen.Im rechten Bild ist der Ersatz des Selengleichrichters durch eine Siliziumdiode zu erkennen. Der Spannungsabfall über dem Gleichrichter war zu hoch. Am kalten Wicklungsende des Ausgangsübertragers stellten sich nur 180V ein. Der Reststrom der Elkos von der Siebkette lag jeweils unter 1mA. Nach dem Ersatz waren die Spannungsverhältnisse in den Röhrenstufen wieder normal.
Diese konventionelle Verdrahtungstechnologie wurde seit den 30er Jahren des 20.Jh angewendet. Grundlage ist ein Trägerchassis aus Metall. Oberhalb sind solche Bauteile wie Röhren, Bandfilter, Transformatoren oder auch der Abstimmdrehkondensator angeordnet. Unter dem Chassis dann die Verdrahtung mit Verbindungsleitungen, Widerständen und Kondensatoren. Lötfahnen der Bauteile und Lötösenleisten geben der Verdrahtung Halt. Gewechselt wurden nur nachweislich funktionsuntüchtige Bauteile, meistens Kondensatoren.
Die Schaltung weist keine allzu großen Besonderheiten auf. Hervorzuheben sind:
- Auslegung für Gleich- und Wechselspannung, da es zu dieser Zeit noch beide Versorgungsnetzarten gab. Achtung bei Reparaturen - keine galvanische Netztrennung!
- Der UKW- Empfang wurde vollständig in das Schaltungskonzept integriert (im Gegensatz zur Nachrüstung mit einem kompletten UKW- Einbausuper). Erkennbar z.B. an den in Reihe geschalteten Bandfiltern für AM und FM.
- Demodulation der FM- Signale mit einem Verhältnisgleichrichter. Vorher oft mit einem sog. Flankendemodulator. Die am Verhältnisgleichrichter entstehende Summenspannung ist feldstärkeabhängig und kann mit einer Leuchtstoffanzeigeröhre, hier UM11, ausgewertet werden.
- Verwendung einer separaten Mischröhre im UKW- Eingangsteil.