In einem unscheinbarem Alukoffer verbarg sich ein kleiner Schatz. Wiederentdeckt im Adlershofer Requisitenfundus. Nach einer ersten Augenscheinnahme war klar, daß es sich um kein industriell gefertigtes Gerät handelt. Ein mit Sachverstand gemachter Eigenbau ist das Objekt allemal. Als ich die wunderbare Triode AD1 entdeckte, war meine Neugier vollständig erwacht. Der Eigenbau entpuppte sich als eine mobile Verstärkeranlage bestehend aus einem Einkreis- Geradeaus- empfänger, einem 2-Kanal Mischpult und einer Eintakt A-Endstufe. Auf dem Ausgengsübertrager der Endstufe ist das Datum 1.1.1950 vermerkt.
Die Zeit hat seine üblichen Spuren hinterlassen. Die gummiummantelte Netzschnur zerbröselte in der Hand, die Feinsicherungshalter stark korrodiert und der Doppelelko 16+16µF im Netzteil ließ die Anodenspannung auf 50V zusammenbrechen. Nach Beseitigung dieser grundlegenden Mängel funktionierte schon mal das Vertärkerteil.
Das kleine Tonstudio kann 4 Quellen aufnehmen. Quelle 1 u. 2 sind mischbar. Der Quellenumschalter hat die Stellungen: Rundfunk, Quelle 1+2 mischen, Quelle 3, Quelle 4. Demzufolge gibt es einen Mischregler und einen Summenregler. Das Empfangsteil verfügt über die Bedienelemente: Wellenschalter Lang-, Mittel-, Kurzwelle; Senderabstimmung und Rückkopplung. Für den Lautsprecheranschluß kann unter zwei Impedanzen gewählt werden, 15 Ohm und 140 Ohm. Die Anschlüsse dafür stammen möglicherweise aus dem militärischen Bereich. Sie werden von einer Klappe mit Federverschluß abgedeckt.
Das Bedienpaneel für das Netzteil enthält den Netzschalter, je eine Absicherung für die Netzspannung, Heizspannung und Anodenspannung. Das sichtbare Drahtpoti symmetriert den Heizfaden der Gleichrichterröhre, da die 4V- Heizwicklung keine Mittelanzapfung hat. Die Gleichrichtung für die Anodenspannung übernimmt eine KL75301 von Klangfilm (entspricht der RGN 2004). Zwischen Lade- und Siebelko ist eine Siebdrossel angeordnet. An die Bananensteckerbuchse kann eine "Erde" angeschlossen werden.
Das Empfangsteil verfügt im Eingang über eine Antennen- und Erdbuchse und einen Sperrkreis für den Ortssender. Nach dem Auswechseln des Koppelkondensators für die NF im Anodenkreis der Audionröhre EF12 funktionierte auch das Rundfunkteil wieder. Da der Lautstärkeregler noch schlimme Kratzgeräusche verursachte, war ein Potiwechsel unumgänglich. Eine Reparatur des alten Potis habe ich geprüft. Die Kohlebahn hatte durch den defekten Koppelkondensator Anodenspannung abbekommen und wies einige Brandstellen auf.Eine zweite Pentode EF12 fungiert als Mischverstärker für Eingang 1 u. 2 und als Treiberstufe für die Endröhre AD1.